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Permanenter Lawinenschutz

"Unter permanentem Lawinenschutz versteht man dauerhaft wirksame, technische, forstliche und raumplanerische Maßnahmen, sowie die Orientierung des interessierten und betroffenen Bevölkerungskreises über Schnee- und Lawinenkunde." (Hanausek, Hopf (1991) S.95)

Der Permanente Lawinenschutz seinerseits kann prinzipiell in technische Maßnahmen, forstliche Maßnahmen und raumplanerische Maßnahmen (Gefahrenzonenplanung) unterteil werden.

 

Technische Maßnahmen

Darunter versteht man die Errichtung künstlicher Hindernisse, die entweder den Anriss eines Schneebrettes verhindern oder erschweren sollen, oder die Wucht einer abgehenden Lawine abschwächen, ablenken oder gar aufheben sollen. Je nachdem, wo an einem Hang ein künstliches Hindernis installiert ist, spricht man von einer Stützverbauung im Anrissgebiet meist einhergehend mit unterstützenden Verwehungsverbauungen oder von Ablenk- bzw. Bremsverbauungen im Bereich der Lawinenbahn und im Lawinenauslauf. (nach Hanausek et al. (1991), S.95)

Die Stützverbauungen sind meist im rechten Winkel zum Hang verankert und werden generell aus Stahl, Aluminium oder Stahlbeton errichtet. Die Verankerung wird durch die so genannte Sprengfundierung durchgeführt. Hierbei werden in rund 1,4 Meter tiefen Bohrlöchern Hohlräume durch Sprengung erzeugt. In den Löchern werden anschließend Anker durch Zementmörtel eingesetzt. Dies hat den Vorteil, dass die auftretenden Kräfte in den Boden geleitet werden.

Abb. 9: Stützverbauung (www.picswiss.ch)

Es gibt auch Varianten aus Holz, welche jedoch dem temporären Schutz zugeordnet werden, da sie Witterungsanfälliger sind und nach rund 20 bis 40 Jahren ersetzt werden müssen bzw. die kurzfristig und abgestimmt auf Zeitpunkt, Ort und Ausmaß der Lawinengefahr eingesetzt werden.

Die Bemessung der Stützverbauungen erfolgt nach dem statisch wirksamen Schneedruck, der im Wesentlichen mit dem Quadrat der Schneehöhe wächst und außerdem vom Gleitfaktor an der Bodenoberfläche sowie der Exposition und der Hangneigung abhängig ist.

Weitere Systeme die den Stützverbauungen zugerechnet werden sind Konstruktionen, die eine Kombination aus Holz und Eisen darstellen, Seil- oder Schneenetze oder der Arlbergrechen, welcher ebenfalls aus einer Eisen- Holzkernkonstruktion besteht.

Abb. 10: Schneenetz (www.slf.ch)

Weiters werden Verwehungsbauten im Anrissgebiet verwendet, um mögliche Triebschneeansammlungen zu verhindern. Schneezäune bringen die Schneemassen zu einer vorzeitigen Ablagerung, da sie die Windgeschwindigkeit und damit den Transport der Schneeteilchen verringern.

Abb. 11: Schneezaun (verändert www.noezsv.at)

Zu den Verwehungsbauten zählen außerdem die Winddüsen und Kolktafeln, welche eine Zunahme der Windgeschwindigkeit bewirken. Diese werden an Geländekanten und Graten aufgestellt, an welchen es aufgrund der Abnahme der Windgeschwindigkeit normaler Weise zur Schneewechtenbildung und in der Folge zur Erhöhung der Lawinengefahr kommen kann. Da die Windgeschwindigkeit durch diese Maßnahmen zunimmt, werden die Schneeteilchen weiter verfrachtet und es kommt zu einer mehr oder weniger gleichmäßigen Ablagerung über den Hang.

Um Siedlungen und Straßen von bereits abgegangen Lawinen zu schützen werden so genannte Brems und Ablenkverbauungen errichtet.

Hierzu zählen unter anderen die Lawinengalerien, die Rohrbrücken und die Auffangdämme. Bei all diesen Verbauungen ist es wichtig, dass die Konstruktion dem Druck der Lawine Stand hält und das die Verbauungen eine gewisse Dimension nicht unterschreiten, da die Schutzwirkung sonst nicht ausreichen würde.

Abb. 12: Auffangdamm (HÖLLER (2007), S. 87 - Photo von Anton Gwercher)
Abb. 13: Spaltkeil (HÖLLER (2007), S.88 - Photo von Peter Höller)

Forstliche Maßnahmen

Eine kostengünstige Alternative zu den Technischen Maßnahmen stellen die Forstlichen Maßnahmen dar. Ein Bannwald, wie die Bezeichnung eines Waldes, welcher Siedlungen Schutz vor Lawinen bietet, lautet, vereint die meisten Schutzkomponenten der Technischen Maßnahmen. So nimmt das Kronendach dem Wind die Energie und lässt den mittransportierten Schnee gleichmäßig auf dem Hang verteilen → Verwehungsbauten. Weiters zerteilen die Stämme der Bäume die Schneedecke → Stützverbauungen. Nicht zu vergessen ist die abbremsende Wirkung bei Lawinenabgängen aus höheren Lagen (Ausnahme Staublawinen) → Bremsverbauungen.

Hierbei ist zu beachten, dass die Bäume des Bannwaldes zwischen 40 und 270 Jahre alt sind, da Bäume die jünger bzw. älter sind nur mehr einen fünfzigprozentigen Schutz bieten (nach Höller (2007), S.89)

Abb. 14: Bannwald (HÖLLER (2007), S.90 - Photo von Peter Zwerger)

 

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