
Am nächsten Tag brachen wir dann früh in Richtung unseres eigentlichen Zieles auf - Das Silvrettagebiet. Doch um überhaupt in dieses leicht zugängliche Gebiet zu gelangen, bedurfte es zunächst der verschiedensten Verkehrsmittel. Ob Schiene, Seil oder Straße, nichts blieb auf dieser Anreise ungenutzt. Ein schier unmögliches Unterfangen stellte der Zeitplan dar, da der Wechsel zwischen den Transportmitteln pünktlich und innerhalb von Sekunden erfolgen musste, um nicht eine mehrstündige Wartezeit hinnehmen zu müssen. Damit räumten wir zwar der Hoffnung noch ein wenig Platz ein, rechneten aber insgeheim damit, dass diese Anreise uns wesentlich mehr Zeit kosten würde als geplant. Das übermenschliche Organisationstalent von Lukas und die tatkräftige Mithilfe der Tiroler Schaffner machte das unsichere Unterfangen jedoch zu einem vollen Erfolg. Wir kamen an - und das in Rekordzeit.
Wer nach der aufregenden letzten Tunnelfahrt dachte, der Höhepunkt der Exkursion wäre erreicht, sollte eines besseren belehrt werden und kam schon aus dem Staunen über die wundervolle Landschaft nicht mehr heraus. Mit hoher Geschwindigkeit steuerten wir selbst bequem sitzend und unsere Ausrüstung verdächtig hüpfend auf die Unterkunft für die nächsten paar Tage zu. Diese Luxushütte übertraf unsere Vorstellungen bei Weitem und immer noch stellt sich die Frage, ob hier das Wort „Hütte“ nicht eine irreführende Bezeichnung ist. Auf den Schlüssel wartend, stellte Werner zunächst seine Qualitäten als „Held der Schaufel“ unter Beweis und grub im Alleingang ein Schneeprofil zur Haustüre, um den Eintritt in die Hütte auch gefahrlos zu ermöglichen. Von innen noch viel größer als von außen (Zweideutigkeit beabsichtigt) fand die kleine Gruppe von abenteuerlustigen Exkursionsteilnehmern leicht Platz in der Behausung.
Die Zimmerwahl stellte kein Problem dar, und innerhalb von wenigen Minuten schienen sich alle schon wie zu Hause zu fühlen. Man scharrte schon in den Startlöchern, begierig endlich die erste kleine Tour zu unternehmen. Aufgrund verschiedener Unsicherheitsfaktoren wurde jedoch entschieden, den heutigen Tag lieber für eine überlebensnotwendige Übung zu reservieren - die Lawinenverschüttetensuche. Die Zeit bis dorthin verbrachte die Exkursionsleitung damit, die Schneeverhältnisse am Hausberg auszukundschaften, wohingegen ihre Schützlinge erstmal die Umgebung mittels GPS genauer unter die Lupe nahmen und überprüften, ob sich die Landschaft wohl der digitalen Verortung unterordnete.
Nach einer kleinen Einführung im Umgang mit dem LVS, teilten wir uns in Zweiergruppen. Im Team sollten wir abwechselnd üben, einen Verschütteten möglichst schnell und zielsicher zu finden. Da es jedoch zu viel Zeit in Anspruch genommen hätte, und sich überdies niemand erwärmen konnte, sich selbst einzugraben, vergruben wir nur das LVS. Obgleich im Ernstfall alles andere als lustig, hatten wir viel Spaß bei der Suche und waren mit großem Eifer dabei.
Am Abend fanden wir uns noch zur nützlichen Informationsweitergabe ein und ließen dann den ersten Tag gemütlich ausklingen. Um an dieser Stelle einen Burgenländer und seinen Freund mit kubanischen Wurzeln zu zitieren: „Ein bisschen Spaß muss sein...“
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